Berufsbild & Berufsdefinition

FigurenspieltherapeutIn - KunsttherapeutIn, Fachrichtung Drama- und Sprachtherapie

Oftmals geschieht es, dass Menschen seelische Belastungen erleiden und dadurch die innere Sicherheit und das Gleichgewicht verlieren. Symptome, Veränderungen können auftreten und Anlass geben, nach einer hilfreichen Unterstützung oder Lösung zu suchen. Puppen, Figuren und Requisiten haben in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen seit alters her eine magische, symbolhafte Ausstrahlung und im weitesten Sinne eine pädagogische und therapeutische Bedeutung.

Was ist therapeutisches Figurenspiel?

Figurenspieltherapie ist eine Methode der Kunsttherapie in Fachrichtung Drama- und Sprachtherapie. Sie arbeitet hauptsächlich psychotherapeutisch orientiert mit Spiel und Ausdruck.
Sie basiert unter anderem auf den Grundlagen der analytischen Psychologie nach C.G. Jung und seiner Lehre der Archetypen. Die Entwicklungsmodelle nach Klaus Harter oder Erik H. Erikson lassen sich besonders wertvoll mit der Figurenspieltherapie verbinden und umsetzen. Die Figur oder Puppe dient als therapeutisches Medium. Ergänzende Interaktionen, z.B. spielerische, kreative Tätigkeiten wie Geschichten erzählen, Malen und Zeichnen begleiten den therapeutischen Prozess.

Was geschieht im therapeutischen Figurenspiel?

Aus einer grossen Auswahl von Handfiguren, Tierfiguren und Requisiten, wählt die Klientin oder der Klient diejenigen aus, die ihrem oder seinem inneren Bedürfnis entsprechen. Das innere Wissen beeinflusst die Wahl der Figuren. Das Klientel gibt mit den ausgewählten Figuren seinem inneren Erleben eine Gestalt. Es spielt eigene Geschichten und Handlungsabläufe, in denen sich seine Probleme und Konflikte symbolhaft widerspiegeln können. Manchmal sind wir nicht in der Lage, mit Worten auszudrücken, welche Sorgen, Ängste und Schwierigkeiten uns belasten. Dann können unsere Geschichten zu symbolhaften Botschaften werden.

  • Im Rollenspiel können wir uns Belastendes von der Seele spielen, Spannungen abbauen, schwierige Situationen mehrfach durchspielen, und so Wege zur Verarbeitung und Lösung unserer Probleme finden. Dies fördert uns auf unserem Entwicklungsweg und lässt uns erstarken.
  • Die spielerische Auseinandersetzung leitet einen psychischen Prozess ein, der von der Therapeutin, dem Therapeuten aufmerksam beobachtet, begleitet sowie mit gezielten Interventionen während des Spiels und mit ausgesuchten Geschichten und Volksmärchen unterstützt wird.
  • Unter Anleitung der Therapeutin, des Therapeuten erhält das Klientel die Möglichkeit, seine Konfliktsituation bewusst oder unbewusst zu verstehen und Lösungsmöglichkeiten auszuprobieren und zu finden.
  • Eine einfache Modelliertechnik ermöglicht es, Spielfiguren herzustellen, die den Therapieprozess unterstützen.

Wann ist eine Figurenspieltherapie angebracht?

Für Kinder und Jugendliche ist eine Figurenspieltherapie hilfreich bei grosser emotionaler Belastung, bei Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten und Problemsituationen wie:

  • Angstzuständen
  • Trauerverarbeitung
  • Trennungs- und Scheidungssituationen
  • Gewalterlebnissen
  • Psychosomatischen Reaktionen
  • Aggressionen
  • Depressionen
  • Eifersucht
  • Traumatischen Ereignissen
  • Schwierigen Familiensituationen

Auch für erwachsene Menschen kann die Figurenspieltherapie in angepasster Form und bei entsprechend breiter Ausbildung der Therapeutin oder des Therapeuten eine Unterstützung sein. Die Figurenspieltherapie ist hilfreich in schwierigen Situationen und bei Problemen wie:

  • Suchtproblemen
  • Psychosomatischen Beschwerden
  • Depressionen
  • Angsterkrankungen
  • Sinnsuche
  • Demenz
  • Sozialer Isolation
  • Verlust
  • usw.

Voraussetzung

Aufnahmebedingungen und Aufnahmeverfahren:
Die Aufnahme zur Figurenspieltherapie-Ausbildung beruht auf einer beruflichen Grundausbildung, der persönlichen Eignung und der beruflichen Erfahrung.
Die TeilnehmerInnen müssen folgende Bedingungen erfüllen:
Grundausbildung in einem sozialen, pädagogischen, psychologischen, medizinisch-therapeutischen oder künstlerischen Beruf und Berufserfahrung (Tertiäre Vorbildung oder GVB Verfahren der OdA ARTECURA)
Nachweis über Erfahrung in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen.

Über die Zulassung von Personen, welche über vergleichbare Abschlüsse und entsprechende Berufserfahrung verfügen, entscheidet die Schul- und Ausbildungsleitung auf der Basis des Reglements zur Anrechnung fremder Lernleistungen AfL und den Vorgaben der OdA ARTECURA.

Die Aufnahme erfolgt gemäss den Aufnahmebestimmungen der Fachschule Figurenspieltherapie FSF an einem Gespräch mit der Schulleitung, einer DozentIn und / oder Vertreterin der Trägerschaft.

Anforderungen

Die kompetente und sorgfältige Arbeitsweise einer FigurenspieltherapeutIn oder KunsttherapeutIn erfordert Eigenschaften wie:

  • Offenheit für menschliche Probleme
  • Psychische Belastbarkeit
  • Abgrenzungsfähigkeit
  • Bereitschaft, sich für die anvertrauten Klientinnen und Klienten einzusetzen
  • Einfühlungsvermögen
  • Gute Beobachtungsgabe
  • Pädagogisches und psychologisches Fachwissen
  • Pädagogische Handlungskompetenzen
  • Bereitschaft mit Eltern, Behörden und Institutionen Gespräche zu führen
  • Administrative und organisatorische Fähigkeiten
  • Selbständig arbeiten können

FigurenspieltherapeutInnen wissen

  • Dass ihre persönlichen Werte, Vorstellungen und Ideale ihre Arbeit beeinflussen
  • Dass die Meinungen, Haltungen, die Würde und Integrität der Klientinnen und Klienten, mit welchen sie in beruflicher Beziehung stehen, zu respektieren sind
  • Dass die persönliche und fachliche Weiterbildung wichtig ist
  • Dass sie in ihrer Arbeit einer absoluten Schweigepflicht unterstehen
    Ethikrichtlinien der OdA ARTECURA:
    https://www.artecura.ch/_tmc_daten/File/Ethikrichtlinien_2024_def.pdf

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